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Damit wäre also alles geregelt!

Ein armer Jude findet eines Tages eine Geldbörse mit 700 Talern. Am Gemeindezentrum liest er einen Anschlag, dass ein reicher Jude seine Geldbörse verloren hat und dem ehrlichen Finder 50 Taler zahlen will. Der arme Jude freut sich und bringt dem reichen die Börse. Als der sein Geld wiederbekommt, bereut er schon sein Versprechen, einen Finderlohn zu zahlen. Also zählt er vor dem Armen das Geld nach und meint: "Wie ich sehe, hast du dir schon den Finderlohn herausgenommen, denn in meiner Börse befanden sich 750 Taler. Damit wäre also alles geregelt!" Doch der arme Jude will das nicht gelten lassen und bringt die Sache vor den Rabbi. Der hört sich in Ruhe beide Männer und ihre Standpunkte an. Der Reiche beschwört den Rabbi, dass er ihm glauben müsse. "Ich glaube dir, dass in deiner Börse 750 Taler waren, aber ich glaube auch dem Finder, denn sonst hätte er die Börse gar nicht zurückgebracht, sondern behalten. Daher kann die Börse, die er gefunden hat nicht von dir sein." Der Rabbi gibt dem Armen die Börse mit den 700 Talern mit der Bitte, sie aufzubewahren, bis sich der Mann meldet, der 700 Taler verloren hat. Und wenn nicht, mag er sie behalten. Den Reichen aber bittet er, darauf zu warten, bis jemand seine Börse mit 750 Talern gefunden hat.

Arise, awake and stop not till the goal is reached *Swami Vivekananda

Bernard Palissy, der berühmte und gefeierte Töpfer, wollte das verlorengegangene alte Geheimnis der Herstellung von wunderschönem, in leuchtenden Farben glasiertem Porzelan wiederentdecken. Über Monate und Jahren hinweg betrieb er unermüdlich seine Experimente. Seine Versuche, die richtige Glasur zu finden, blieben immer wieder erfolglos. Er opferte alles, was er hatte, seiner Suche; tage- und nächtelang saß er vor dem Brennofen, den er selbst gebaut hatte, und probierte ohne Ende neue Bearbeitungs- und Brennmethoden bei seinen Porzellantöpfen aus. Nicht nur, daß er dabei von niemandem Hilfe oder Ermutigung erhielt, nannten ihn seine Freunde und Nachbarn auch noch einen Verrückten, und sogar seine eigene Frau machte ihm Vorwürfe. Mehrmals mußte er seine Experimente aus Mangel an Geld unterbrechen, sobald er aber konnte, nahm er seine Versuche mit neuem Schwung wieder auf. Schließlich hatte er eines Tages nicht einmal mehr genügend Holz, um seinen Brennofen zu heizen, so warf er ungeachtet der Schreie und Drohungen seiner Frau seine eigenen Möbel bis zum letzten Stück Holz ins Feuer. Und als alles verbrannt war, öffnete er den Brennofen und fand darin eben jenes leuchtend glasierte Porzellan, das ihn berühmt machte.

*Mira Alfassa


Die Kuh & die Nachtigall

An einem milden Frühlingstag spazierte Mulla Nasruddin einmal auf einer Wiese und gelangte zu einem Gatter, in dem eine Kuh eingepfercht war, über ihm aber flog eine Nachtigall.
Er sinnierte nun darüber, wie hart und ungerecht es doch oft auf der Welt zuginge. Die große Kuh, urteilte er, müsse sich mit einem so engen Raum begnügen, während der kleinen Nachtigall der ganze unermessliche Weltenraum zur Verfügung stünde.
Da ließ die Nachtigall etwas fallen, das genau die Nase des Philosophen traf. Erschreckt nahm er sein Taschentuch, wischte die unerbetene Spende ab und dachte bei sich: „Nein, es scheint doch alles gerecht zuzugehen. Denn bedenke, Mulla, wenn das jetzt die Kuh gewesen wäre?“


300 Parabeln



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~ 300 SPIRITUELLE ~
KURZGESCHICHTEN
~ ALLER VÖLKER UND ZEITEN ~
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Sterbehilfe

Gestern abend haben meine Frau und ich am Tisch sitzend über einiges diskutiert. Dann kamen wir auf Sterbehilfe zu sprechen. Zu dem sensiblen Thema, Wahl zwischen Leben und Tod, habe ich ihr gesagt:  "Wenn's mal soweit kommen sollte - Laß mich nicht in einem solchen Zustand!
Ich will nicht leben - nur von Maschinen abhängig und von Flüssigkeiten aus einer Flasche. Wenn ich in diesem Zustand bin, dann schalte bitte die Maschinen ab, die mich am Leben erhalten." Da ist sie aufgestanden, hat den Fernseher und den Computer ausgemacht und mein Bier weggeschüttet! Frechheit, sowas ! ;)

Bis zu den ersten Strahlen der Morgenröte

Yahya, der Bayazid zu sehen begehrte, machte sich auf den Weg zu ihm, aber er fand ihn nicht zu Hause, weil er damals in mitten der Gräber war, mit Taten der Andacht beschäftigt. Es war die Stunde des Abendgebets. Yahya ging Bayazid zu suchen und fand ihn alsbald. Er sprach zu sich: »Jetzt ist es Nacht, aber morgen in der Frühe werde ich ihn begrüssen «. Bis zu den ersten Strahlen der Morgenröte sah er Bayazid aufrecht auf den Füssen, Worte murmelnd, und er war von Staunen darüber betroffen. Als die Sonne aufgegangen war, ging Yahya, Bayazid zu begrüssen. »Was machtest du in dieser Nacht«, fragte er ihn. »In dieser Nacht«, antwortete Bäjezid, hat man mir zwanzig Grade gezeigt, die ich nicht angenommenhabe, weil sie alle wie Vorhänge waren, die mich hinderten, vorwärts zu gehen «. Da sagte Yahya : » O Bayazid! gib mir einen Rat«. »Wohl«, sprach Bayazid, »wenn man dir auch den Grad anbieten sollte, den alle Propheten erreicht haben, willige nicht ein, ihn anzunehmen. Verlange noch weiter zu gehen, steigere deine Ansprüche; denn wenn du einen Grad annimmst, wird er für dich ein Vorhang werden, der deinen Gang hemmen wird«.


DER SPRUCH DES VATERS



 Rabbi Israel ben Elieser (Baal Schem Tov) wurde in hohem Alter seiner Eltern geboren, und sie starben weg, als er noch ein Kind war. Da sein Vater den Tod nahen fühlte, nahm er den Knaben auf den Arm und sprach zu ihm: »Ich sehe, dass du mein Licht zum Leuchten bringen wirst, und mir ist nicht beschieden, dich grosszuziehen. Aber, geliebter Sohn, gedenke wohl all deine Tage, dass Gott mit dir ist und du daher kein Ding der Welt zu fürchten hast.« Dieser Spruch blieb im Herzen.


Der Baum

Ein Mann reiste durch die Wüste. Er war hungrig, durstig und müde. Plötzlich sah er einen Baum voller saftiger Früchte, der reichlich Schatten bot. Unter ihm sprudelte eine Quelle. Er aß Früchte, trank Wasser und ruhte sich im Schatten aus. Als er gehen wollte, sagte er zu dem Baum: „Wie kann ich dich segnen?“ „Soll ich darum bitten, dass du süße Früchte trägst? Nein, deine Früchte sind bereits süß.“ „Oder soll ich um reichlich Schatten bitten? Nein, den spendest du ja schon. Oder soll ich um eine Quelle bitten? Nein, die ist ja bereits da.“ „Aber um eines kann ich bitten: Mögen alle Bäume, die von deinem Samen wachsen, wie du werden.“

Macht doch nichts

Der Meister trägt ganz zerissene Kleidung. Als ein Schüler ihn in der Stadt diesbezüglich anspricht erhält er die Antwort: »Macht doch nichts, hier kennt mich doch keiner.« Als der Schüler den Meister in seinem kleinen Heimatdorf in derselben verwahrlosten Aufmachung wiedertrifft und ihn nochmal deshalb anspricht, sagt der Meister: »Macht doch nichts, hier kennt mich doch jeder.«

Die beiden Brüder

Im Dorf lebten einmal zwei Brüder in Eintracht. Sie bebauten zusammen ganz fleißig den geerbten Acker. Bei der Ernte brachten sie das Getreide ein und teilen es sich zu gleichen Teilen.

An einem Herbsttag machte sich der jüngere, noch ledige Bruder Gedanken über seinen älteren, verheirateten mit Kindern und empfand am Ende die gleich Teilung der Ernte ungerechtfertigt. So nahm er in der Nacht einige Garbenbündel aus seinem Speicher und lagerte sie heimlich in der Kornkammer seines Bruders.
Andererseits war der ältere Bruder der Meinung, dass die Getreidehalbierung falsch sei, da er schon eine sichere Familie gegründet habe und sein jungere, noch lediger Bruder für eine baldige Heirat mehr brauche. Aus diesem Grund trug er nachts ebenfalls einen Haufen Getreidegarben aus seinem Lager zum anderen.

Am nächsten Tag fanden jedoch die beiden Brüder die gleiche anzahl der Garbenbündel wie zuvor in ihren eigenen Speichern. Deshalb wiederholte jeder den nächtlichen Getreide transport. Am nächsten Morgen änderte sich wiederum die jeweilige Anzahl der Bündel nicht. In der dritten und vierten Nacht trugen die beiden Brüder die Bündel zum anderen und trafen sich letzten Endes auf dem Weg. So überzeugten sie sich von ihrer gegenseitigen engen Brüderschaft und warfen sich zu Tränen gerührt in die Arme.


Der Schatz im Traum

Den Jünglingen, die zum erstenmal zu ihm kamen, pflegte Rabbi Bunam die Geschichte von Rabbi Eisik Sohn Rabbi Jekels in Krakau zu erzählen. Dem war nach Jahren schwerer Not, die sein Gottvertrauen nicht erschüttert hatten, im Traum befohlen worden, in Prag unter der Brücke, die zum Königsschlosse führt, nach einem Schatz zu suchen. Als der Traum zum dritten Mal wiederkehrte, machte sich Rabbi Eisik auf und wanderte nach Prag. Aber an der Brücke standen Tag und Nacht Wachtposten, und er getraute sich nicht zu graben. Doch kam er an jedem Morgen zur Brücke und umkreiste sie bis zum Abend. Endlich fragte ihn der Hauptmann der Wache, auf sein Treiben aufmerksam geworden, ob er hier etwas suche oder auf jemand warte. Rabbi Eisik erzählte, welcher Traum ihn aus fernem Land hergeführt habe. Der Hauptmann lachte: "Und da bist du armer Kerl, mit deinen zerfetzten Sohlen, einem Traum zu Gefallen hergepilgert! Tja, wer den Träumen traut! Da hätte ich mich ja auch auf die Beine machen müssen, als es mir einmal im Traum befahl, nach Krakau zu wandern und in der Stube eines Juden, Eisik Sohn Jekels sollte er heißen, unterm Ofen nach einem Schatz zu graben. Eisik Sohn Jekels! Ich kann’s mir vorstellen, wie ich drüben, wo die eine Hälfte der Juden Eisik und die andere Jekel heißt, alle Häuser aufreiße!" Und er lachte wieder. Rabbi Eisik verneigte sich, wanderte heim, grub den Schatz aus und baute das Bethaus, das Reb Eisik Reb Jekels Schule heißt. – "Merke dir diese Geschichte", pflegte Rabbi Bunam hinzuzufügen, "und nimm auf, was sie dir sagt: daß es etwas gibt, was du nirgends in der Welt, auch nicht bei deinem weisen Lehrer finden kannst, und daß es doch einen Ort gibt, wo du es finden kannst".

aus:

Paulo Coelho - Der Alchimist - Hörbuch

Die Schlange

Eines abends als Mohammed betete, kroch eine Schlange zu ihm ins Zimmer und wollte ihn beißen. Mohammed merkte dies nicht und betete weiter. Doch eine Katze bemerkte den Eindringling und lief zu ihr. Die Schlange und die Katze kämpften bis die Katze die Schlange schließlich besiegte. Mohammed der sein Gebet beendet hatte, nahm die Katze auf den Schoß bedankte sich bei ihr und streichelte ihr sanft über den Bauch.

Seitdem fallen Katzen immer auf die Beine.

DER GROßVATER

Ein Großvater reitet auf einem Esel und neben ihm läuft sein kleiner Enkel. Da sagt ein Passant empört: "Schaut euch den an. Der lässt seinen kleinen Jungen neben dem Esel herlaufen". Der Großvater steigt ab und setzt seinen Enkel auf den Esel. Kaum sind sie ein paar Schritte gegangen ruft ein anderer: "Nun schaut euch die beiden an. Der Junge sitzt wie ein Pascha auf dem Esel und der alte Mann muss laufen". Nun setzt sich der Großvater zu seinem Enkel auf den Esel. Doch nach ein paar Schritten ruft ein anderer empört: "Jetzt schaut euch die Beiden an. So eine Tierquälerei". Also steigen beide herab und laufen neben dem Esel her. Doch sogleich sagt ein anderer belustigt: "Wie kann man nur so unbedacht sein. Wozu habt ihr einen Esel, wenn ihr ihn nicht nutzt".

Jener, der die Weisheit erlangte


 *

Wissen Sie, warum ausschließlich Greise all die Märchen erzählen? Märchen sind nämlich das Klügste auf der ganzen Welt! Denn alles vergeht, und nur wahre Märchen bleiben am Leben... Märchen sind Weisheit. Um Märchen zu erzählen, muss man viel, ja, sehr viel wissen, und erblicken, was für andere verschleiert bleibt.

"Ein Greis ist jener, der die Weisheit erlangte!"

Und die Kinder... sie lieben es so sehr, Märchen zu hören, weil sie die Phantasie und den Verstand besitzen, sich alles auszumalen und nicht bloß das, was wir alle sehen. Wenn ein Kind erwachsen wird und dennoch sieht, was die anderen nicht merken, weiß es, dass die Phantasie doch Wahrheit ist! Es bleibt daher ein Kind, ein weises Kind, "Ein Greis, der die Weisheit erkannte", wie es in dem größten und ältesten Zauberbuch, dem "Sohar", geschrieben steht. 

***

Es war einmal ein Zauberer, der groß, wunderlich, und schön, sehr liebenswürdig und herzlich war. ER war jedoch allein, und es gab niemanden, der in SEINER Nähe lebte, es gab niemanden zum Spielen und zum Sprechen, mit dem ER alles teilen konnte, es gab niemanden, der IHN wahrnahm. Was konnte ER dagegen tun?... Es ist ja traurig, alleine zu sein!

ER dachte darüber nach: "Was wäre wenn ich einen Stein schüfe, bloß einen kleinen aber einen wunderschönen Stein? Vielleicht genügt mir das? Ich werde diesen Stein streicheln, fühlen, dass es etwas in meiner Nähe gibt, und dann wird’s uns beiden gut gehen, es ist ja traurig, alleine zu sein!" ER winkte mit dem Zauberstock: "Tschak-Tschak", in der Nähe tauchte ein Stein auf, ein Stein, wie ER ihn sich gewünscht. ER streichelte den Stein und umarmte ihn, doch der Stein blieb für immer stumm und völlig reglos, selbst grob geschlagen, selbst sanft liebkost, blieb er ewig starr und ganz gefühllos. Was sollte nun der Zauberer mit dem stillen Stein anfangen? ER probierte, noch mehr Steine zu erschaffen, verschiedene andere Steine, Felsen und Berge, Landschaften, Länder, die Erde, die Sonne, den Mond. ER füllte das ganze All mit lauter Steinen, und sie waren alle stumm wie ein einziger Stein, gaben IHM keine Antwort, und ER fühlte schon wieder, wie traurig es ist, alleine auf der Welt zu sein. 

Nun dachte der Zauberer, "anstelle der Steine erschaffe ich vielleicht eine Pflanze, ja, - eine Blume, die schön ist. Ich gieße sie täglich mit Wasser, ich verwöhne sie mit frischer Luft und viel Sonne, ich kümmere mich ganz um die Blume, sie wird fröhlich und glücklich mit mir. Wir beide werden zufrieden sein, denn es ist traurig, alleine zu sein."

Er winkte mit dem Zauberstock: "Tschak-Tschak", in der Nähe tauchte eine Blume auf, eine Blume, wie ER sie sich gewünscht. Und der Zauberer fing nun an, vor Freude vor der Blume zu tanzen, doch die Blume tanzte nicht, drehte sich nicht, konnte IHN nicht spüren, antwortete bloß auf das, was der Magier ihr brachte: Goss der Zauberer seine Blume - wachte sie bildschön auf, tat er es nicht - starb die Blume. Wie ungerecht war es, dem liebevollen Zauberer so geizig zu begegnen! DEM, der entschlossen war, sein ganzes Herz zu verschenken!... Wem nur? Was konnte ER bloß tun? Es ist ja traurig, alleine zu sein.

Und der Zauberer fing an, noch mehr Pflanzen zu schaffen, große und kleine, Gärten und Wälder, Haine und Felder... und Sie waren alle wie eine einzige Pflanze, gaben ihm keine Antwort. Wie traurig war ER, alleine zu sein... ER dachte lange nach. "Was wäre wenn ich irgendein Tier erschüfe! Nur was für eins? - Einen Hund. Ja, freilich, einen Hund. So einen zärtlichen und lustigen und kleinen. Ich werde immer mit ihm spielen, zusammen werden wir spazieren gehen, Mein Hund wird rennen, vor, hinter mir und um mich herum. Und stets wenn ich nach Hause in mein Schloss zurückkehre, nein, in unser Schloss zurückkehre, kommt er mir schon entgegen, zusammen wird es uns gut gehen, es ist ja traurig, allein zu sein!

ER winkte mit dem Zauberstock: "Tschak-Tschak", in der Nähe tauchte ein Hündchen auf, ein Hündchen, wie er es sich gewünscht. ER fing an, für das Tier zu sorgen, gab ihm Essen und Trinken, liebkoste es, wusch es, ging immer mit dem Hund spazieren - machte alles für ihn, das Verlangen, die Liebe des Hundes, war ganz der Wunsch, nahe bei IHM zu bleiben, wo auch immer sein Herr sich befand.

Leider musste der Meister erkennen: Selbst der Hund, mit dem ER wundervoll spielte, konnte nicht mit der Liebe antworten, die ER diesem Tier stets schenkte. Es war nicht fähig, sein Freund zu sein, wusste gar nicht zu schätzen, was der Magier für ihn machte! Jedoch nur dies wünschte sich der Meister! ER begann, weiter Leben zu erschaffen, Fische, Echsen und Vögel und Tiere. Nur wurde es bald noch viel schlimmer: Niemand war fähig, IHN zu verstehen. Es war traurig, alleine zu sein. Lange dachte der Meister nach, dann wusste ER, "Mein richtiger Freund wäre jener, der mich wirklich viel bräuchte und suchte. Es wäre einer, der könnte, so wie ich leben, so wie ich schöpfen, so wie ich lieben. Nur dann wüsste er, mich recht zu verstehen."

So wie ich sein? Tja, ... wer könnte mein Ebenbild werden? Meine Gaben bewundern, mir Gleiches verschenken - Liebe, die ich sehr bräuchte, wer kann derart sein? Wir beide werden glücklich zusammen, es ist traurig, alleine zu sein!..." Wieder dachte der Meister nach, und der Mensch kam IHM in den Sinn. "Was wäre wenn er mein Freund, Vertrauter, so wie ich sein könnte? Dazu braucht er nur Hilfe von mir. Dann wird’s uns beiden sehr gut gehen. Es ist traurig, allein zu sein!"...

"Um zu zweit Glück zu erfahren, muss er erst schmerzlich spüren, wie verlassen er ohne mich ist, wie einsam ich ohne ihn wäre, wie traurig es ist, alleine zu sein!..." Wieder machte ER "Tschak-Tschak" mit dem Zauberstab. In der Ferne entstand ein Ort, an dem Ort erschien ein Mensch... Doch war er so weit vom Magier entfernt, dass er dessen Dasein nicht wahrnehmen konnte. Er ahnt nicht mal etwas vom Meister, der alles erschuf - ihn selbst und alles weitere Leben: Steine, Pflanzen, Tiere und Vögel, Häuser, Berge, Felder und Forst, den Mond und die Sonne, Regen und Himmel und viel mehr noch - Die Gesamtheit, die Welt... selbst Computer und Fußball! All dies hat der Mensch... nur der Magier ist einsam geblieben, alleine und traurig auf der Welt! Doch spürt der Mensch einfach nichts davon, ahnt gar nichts von DEM, der ihn erschuf und so liebt, der ihn geduldig ruft: "Komm, siehst du mich nicht, alles was du hast, dies ist mein Geschenk, komm, sei mir nahe, wir werden beide glücklich, sonst ist es traurig hier, ohne dich auf der Welt!" Gewiss... der zufriedene Besitzer, der Inhaber, Herrscher des Computers und Fußballs, der Mensch, der den Magier nicht kennt, kann sich wünschen, ihn plötzlich zu finden, ihn zu erfahren, ihm näher zu sein, Ihn zu fühlen, ihn zu mögen, nach Freundschaft zu streben, herzlicher Liebe... und IHM auch zu sagen: "Komm, sei DU doch bei mir, beide werden wir glücklich, ich bin traurig hier, alleine auf der Welt!" Doch der Mensch kennt nur den, der ihm ähnelt, er ist vertraut mit dem Alltag und Leben seiner Nächsten. Er weiß sich zu benehmen, normal zu sein, zu handeln, zu sprechen, sich etwas zu wünschen, so wie alle anderen, wie jedermann hier: Die Großen nicht ärgern, freundlich bitten, falls nötig, Computer, das Zuhause, Fußball am Wochenende. Der Mensch hat, was er sich wünscht, und einen Wunsch nach dem Wissen vom Unglück des Meisters, ist nicht Teil der Wünsche des sterblichen Menschen... 
Der allmächtige Meister ist weise und gutherzig, unerkannt, unbeachtet beobachtet ER den Menschen. Zur besonderen Stunde macht er still und bedächtig, behutsam, unhörbar "Tschak-Tschak". Danach ist es schon unheimlich, sehr einsam für den Menschen, so wie früher zu leben, automatisch zu agieren, und einfach so da zu sein. 

Computer und Fußball sind nicht mehr wichtig... und nun hat er einen Willen, einen Hauch, eine Spur, unerfahren, unwissend nach dem Meister zu suchen, DER ihn zart berührte, mit dem Wunderstab, sein Herz rasch beflügelte, und zärtlich sprach: "Komm, sei doch bei mir, beide werden wir glücklich, du bist traurig hier, alleine zu sein!" Der allmächtige Meister ist weise und gutherzig, wieder hilft ER dem Freund, dem freudlosen Menschen. Ein einziger Wink, ein "Zauber-Tschak" - und schon sieht der Mensch in der Ferne eine Zauberburg, voller Wunder und Güte, wo der Magier selbst auf ihn wartet und sie nur zu zweit glücklich werden!

"Wo steht diese Burg? Wer zeigt mir den Weg? Wie kann ich IHN sehen?" Fragt sich der Mensch... "Und wie ist es - IHN zu finden, zu erkennen?" Stets klopft nun sein Herz: "Tschak ... Tschak", er kann nicht mehr ruhig schlafen, nicht mehr richtig essen, nah und fern bildet er sich Schlösser und Zauberer ein. Ohne den Magier will er nichts mehr tun, und zu zweit wird alles recht für ihn sein!... Um DEM Freund zu ähneln, so wie ER zu sein - weise, gütig, liebevoll, treu, ist noch viel zu lernen, ist noch viel zu begreifen: SEINE Taten und SEINE Haltung, SEIN Großmut und SEINE Liebe. Ein Wink mit dem Wunderstab, ein Schwung, ein "Tschak" ist hier aber machtlos. Ganz alleine muss der Mensch alles erlernen, alles selber begreifen. Aber wie soll er das tun?... 

Der Magier führt den Menschen unbemerkt und behutsam, Schritt für Schritt, sehr zärtlich und still zu dem Zauberbuch, dem Buch der Weisen. ER macht "Tschak-Tschak" .... "Tschak-Tschak", ER führt ihn zur größten und ältesten Schrift, dem "Sohar". Hier findet er die Antworten auf alle seine Fragen, den Weg zu DEM Meister, was zu tun und was zu lernen ist, um den Magier zu finden, sonst ist es traurig hier, alleine zu sein! Und der Mensch handelt überstürzt, er will rasch bei IHM sein, sich in die Burg einschleichen, zu seinem Freund sagen: "Lass uns endlich zusammen finden, es ist traurig hier, alleine zu sein..." Um die Burg herum steht die Mauer, und strenge Wächter bewachen sie, und je höher der Mensch steigt, desto schroffer schieben ihn die Wächter davon, desto schlimmer stürzt der Mensch von der Höhe herab. 

 Kraftlos, abgestumpft, traurig spricht er nun zu seinem Meister: "Wo ist jetzt DEINE Hilfe? Warum quälst DU mich? Warum machst Du es so, dass ich ohne DICH nichts als Leiden spüre." Und mit einem Male fühlt er ES... "Tschak", erneut strebt er vorwärts, nach OBEN, durch Gemäuer und vorbei an den Wächtern, zum verriegelten Tor, in die Burg hinein, zum allmächtigen Magier...
Durch die Schläge und das Unglück hat der Mensch jetzt Kraft, Willensstärke und Weisheit erlangt. Aus Enttäuschung erwächst in ihm der Wunsch, selber das Zaubern zu lernen, genau so wie der Zauberer SELBST zu sein. Er lernt das Schöpfen, und dies kann nur ER. Aus der Tiefe des Unglücks wächst die Liebe. Und nun wünscht er sich nichts als SEINE Nähe, das Vermögen, IHM alles, das Ganze zu geben, zu schenken. Er wünscht sich, IHN wahrzunehmen, nichts zu erbitten und zu erbetteln. So wird er glücklich, sonst ist es traurig hier, alleine zu sein!

Wenn er nicht weiter weiß, - hält er es nicht mehr aus, ohne DEN Meister zu sein, verlassen, allein, - erst dann öffnet sich das ersehnte Tor. Aus der Burg kommt der Meister, eilt freudig dem Menschen entgegen, spricht ihn an: "Komm, lass uns gehen, wir beide wissen nun, es ist traurig, elend, alleine zu sein!"
Und seitdem sind sie ewiglich vereinigt, sie sind treue und zärtliche Freunde, und die Liebe erfüllt ihre Herzen so, dass sie nicht mehr wissen, wie traurig es ist, alleine zu sein!...

Wenn Du es auch im Herzen leise fühlst: "Tschak-Tschak", (jeder kann es verspüren, man muss sich nur zuhören) dann ist es wichtig für Dich, IHN zu treffen, sich mit IHM zu vereinen und Glück zu erleben, sonst bist Du traurig hier, alleine... Oh freund suche Dir den Beistand des MEISTERS. 

*Rav M. Laitman



Rabbi Hillel

Rabbi Hillel stammte von König David ab und war allen ein Vorbild. Er war bekannt für seine schlichte, allumfassende Liebe für jeden. Man erzählt viele berühmte Geschichten über ihn, darunter diese:

Einmal besuchte einer Hillels Zeitgenosse Schammai und sagte: Lehre mich die ganze Tora (das Licht / die Lehre / die Weisung), während ich auf einem Bein stehe.“ Schammai war empört über die Frechheit des Mannes, denn ein Mensch kann ein Leben lang die Tora studieren und immer noch dazulernen. Also jagte er ihn mit einem Stock aus der Synagoge. Kühn ging der Mann zu Hillel und sagte wieder: "Lehre mich die ganze Tora, während ich auf einem Bein stehe.“ Hillel sah ihn an und antwortete: „Gut, das werde ich tun.“ Der Mann stellte sich auf einen Fuß, und Hillel sagte ihm: „Was dir zuwider ist, das tu keinem anderen an. Das ist die ganze Tora. Geh jetzt und lerne.“ Der Mann ging und studierte und wurde schließlich ein frommer Weiser.

Weisheit der Narren



Abdullah ben Yahya zeigte seinem Besucher ein von ihm verfasstes Manuskript. Dieser Mann sagte: “Das Wort hier ist falsch geschrieben.” Sofort strich er das Wort aus und schrieb es so, wie der Besucher vorschlug. Als der Mann gegangen war, wurde Abdullah gefragt: “Warum habt ihr das getan, denn die ‘Berichtigung’ war verkehrt und Ihr schriebt das falsche Wort anstelle des richtigen?” Er antwortete: “Es geht hier um ein menschliches Problem. Der Mann glaubte, mir zu helfen, und hielt seine zum Ausdruck gebrachte Unkenntnis für ein Zeichen von Bildung. Ich verhielt mich so, wie es Erziehung und Höflichkeit gebieten, nicht wie es die Wahrheit verlangt hätte, denn wenn jemand Höflichkeit und menschlichen Kontakt sucht, kann er die Wahrheit nicht ertragen. Hätten wir eine Beziehung wie Lehrer und Schüler gehabt, lägen die Dinge anders. Nur Dummköpfe und Pedanten glauben, sie müssten jeden belehren. Die Menschen suchen im Allgemeinen nicht Unterweisung, sondern wollen auf sich aufmerksam machen.

*(aus: Idries Shah, die Weisheit der Narren)

Feuer

Vater Lot ging um Vater Joseph zu sehen und er sagte zu ihm, „Vater, so weit ich es vermag, spreche ich mein kleines Offizium, ich faste ein wenig, Ich bete und meditiere, ich lebe in Frieden und so weit ich kann, reinige ich meine Gedanken. Was kann ich sonst noch tun?“ Da stand der alte Mann auf und streckte seine Hände gegen den Himmel; seine Finger wurden wie zehn Flammen aus Feuer und er sagte zu ihm, „Wenn du es willst, dann kannst du völlig zur Flamme werden.“

Das Ende der Nacht

Rabbi Pinchas fragte einst seine Schüler, wie man die Stunde bestimmt, in der die Nacht endet und der Tag beginnt. "Ist es, wenn man von weitem einen Hund von einem Schaf unterscheiden kann?" fragte einer der Schüler. "Nein", sagte der Rabbi."Aber wann ist es dann?"
"Es ist dann, wenn du in das Gesicht irgend eines Menschen blicken kannst und deine Schwester oder deinen Bruder siehst. Bis dahin ist die Nacht noch bei uns."

(*aus: Martin Buber, Die Erzählungen der Chassidim)