Das Ziel der Schöpfung
















Zu Mittag kam Bayazid in Begleitung einiger Schüler an einer Moschee vorbei, als der Muezzin vom Minarett aus zum Gebet rief: „Allah o Akbar“ (Gott ist groß!) Bayazid sagt darauf: „Und ich bin größer als er!“ Die Schüler bemerkten verängstigt: „ Die Gläubigen eilen in die Moschee. Sie werden euch hören!“ Der Meister sprach: „Hat Gott nicht gesagt, dass der Mensch das Ziel der Schöpfung sei. Ich verkörpere die Gestalt , die er zu sein wünschte!“

~ Der Asket ~

Zu einem Festmahl war einst ein Sufi am Hofe Des Königs zu Gast.Als ER den Palast betrat rief der König „ Da kommt ein demütiger Asket!“ Der Sufi sagte „ Du irrst dich mein König! Du bist der eigentliche Asket nicht ich.“ Verwundert fragt der König „ Ich habe keine Ahnung wovon du sprichst. Da erklärte der Sufi „ Mir liegt die ganze Welt zu Füßen. Ich kann gehen wohin ich will, schlafen wo es mir gefällt und leben wie ich will. Ich bin frei wie ein Vogel I'm Himmel. Du jedoch hast dich mit ein paar Kurtisanen, Gewändern, einigen Gemächern und einer Kutsche zufrieden gegeben. Sag mir nun, bin ich der Asket oder du?“

Überliefert wurde, das...

Überliefert wurde, das Nuri krank war & Dschunaid ihn mit Blumen & Früchten besuchte. Eine Weile später wurde Dschunaid krank, und Nuri besuchte ihn mit seinen Freunden und sagte:
„Jeder soll von Dschunaids Krankheit etwas auf sich nehmen, damit er gesund wird.“ „Wir haben es genommen“, antworteten sie, und Dschunaid stand augenblicklich auf. „Wenn du wieder den Krankenbesuch machst, komm du auch so“, bat ihn Nuri, „bring keine Blumen & Früchte!“

~ Im Haus ~
„Ich befand mich im Haus & dachte, vor der Tür sei Dschunaid. Ich verdrängte den Gedanken, bis er mir zum dritten Male kam. Dann ging ich hinaus & sah Dschunaid tatsächlich dort. Er fragte: „Warum kamst du nicht beim ersten Gedanken heraus ? “

Aus dieser Welt in die nächste ~ Vom Diesseits ins Jenseits

“Diese Welt” und die ”nächste Welt” sind zwei spirituelle Stufen. So wird jeder unserer Zustände “Welt” (”oLaM” vom Hebräischen “aLaMa”, Verhüllung) genannt, in anderen Worten das Ausmaß der von uns erkannten Verhüllung. Daher sind “diese Welt” und die “nächste Welt” nichts anderes als zwei Stufen. Die eine ist das, was ich jetzt fühle und beobachte, ich kann das nachprüfen, erforschen und studieren. Die andere ist der Zustand, nach welchem ich strebe, das Ausmaß der Verhüllung, die ich enthüllen und erkennen möchte. Ihn nennt man meine nächste oder zukünftige Welt.

~ Der Mensch muss diese Welt auf einem sehr schmalen Steg durchqueren. Es kommt darauf an, sich niemals zu fürchten. (Rabbi Nachman von Bratzlaw)

~ Nimm alles Kommende in Liebe auf dich, und du wirst diese und die kommende Welt haben. (Baal Schem-Tow)

~ Der Mensch kommt mit einem Seufzer zur Welt, und mit einem Seufzer scheidet er aus der Welt. Er kommt zur Welt in Liebe, und er scheidet aus der Welt in Liebe. (Mirdrasch Raba)




Tausend kommen in das Zimmer, doch nur einer geht zum Licht hinaus.



Es sät Samen zu seinem Ruhm, wie der Samen feiner purpurner Seide hüllt es sich selbst darin ein, webt sich einen Palast, begründet sein Lob, befruchtet alles.(~ Zohar)

                                         
                    
Des Königs wird geschaut auf dreierlei Art.

Die eine Art:

Die Erscheinung, die sich zeigt dem "Auge",entfernt sich, und das Auge vermag
nicht zu bestimmen die Deutlichkeit der Erscheinung, weil sie sich entfernt; bis das Auge ein Winziges der Erscheinung in seinen Falten trägt. [Denn wer eine Sache von ferne schauen will, zieht das Auge ein wenig zusammen.] Und darauf steht geschrieben: »Von ferne erschien der König mir.«

Die zweite Art:

Die Erscheinung dieser sieht das Auge in seiner Geblendetheit; denn diese Art zeigt sich dem Auge nicht, außer in Geblendetheit, daß es ein Winziges erfasse. Und es begreift nicht in Klarheit; schließt man das Auge und öffnet es ein wenig, so erfaßt man diese Erscheinung. Und diese Art bedarf der Deutung, um sich klar zu
werden in dem, was das Auge erfaßt hat. Und darauf steht geschrieben: »Was
siehst Du

Die dritte Art:

Sie ist der Strahl des leuchtenden Spiegels, in dem nichts gesehen wird, außer mit dem innern Gesichtskreis des Auges, das geblendet ist in Verschlossenheit. Und man
läßt ihn rollen in den innern Gesichtskreis, und es erscheint in diesem Kreis ein Spiegel,der leuchtet. Und es kann nicht begreifen diese Art, außer wer leuchtenden Strahl bei Geschlossenheit des Auges schaut. Und darauf steht geschrieben: »Es war
über mir des Königs Hand«, »Und des Königs Hand ward über mich mächtig«.
Und sie alle wurden klar den wahren Sehern, dasHöchste zu schauen,
wie es nie geschaut wurde.

(ZOHAR)

Siebenfach

Einfach sind des Weisen Worte,
Doch zu ihren Tiefen hin,
Führt durch der Erkenntnis Pforte
Anderer, geheimer Sinn.

Nun auch dies ist nicht der letzte,
Der des Wissens Drang erfüllt;
Noch ein dritter Sinn, ein vierter
Liegt darin nur ihm enthüllt.

Siebenfacher Sinn, verborgen,
Ruht in seinem hehren Wort,
Einer baut sich auf dem andren
Bis zur Endbedeutung fort.

Hafte nicht am äuß'ren Wesen
Nein im innern musst du lesen.

So die äußere Erscheinung,
Der Schrift liegt auf der Hand
Aber seine wahre Meinung
Verbirgt sich äußerem Verstand. 
~ Rumi

Beobachte deine Gedanken

Wenn 2000 Menschen schlafen, haben sie 2000 unterschiedliche Träume. Doch wenn du zu mir kommst und mich fragst, wie du dich aus diesem Traum befreien kannst, ist das Heilmittel immer dasselbe: Wach auf! Es kann nicht unterschiedlich sein; das Heilmittel ist immer dasselbe. Man kann es Bewusstheit nennen, man kann es Zeugesein nennen, man kann es Erinnern nennen, man kann es Meditation nennen - das sind nur unterschiedliche Bezeichnungen für ein und dasselbe Heilmittel.



Wenn die Liebe auf alle Grenzen verzichtet, erreicht sie die Wahrheit. Wie weit doch ihr Duft reicht !

Wenn du in einen Garten gehst,
schaust du dann auf die Dornen oder die Blüten ?
Verbring mehr Zeit mit Rosen und Jasmin.
(*Rumi)


 

Tempel der tausend Spiegel

Eines Tages besucht ein Hund den Tempel der tausend Spiegel.
Er steigt die hohen Stufen hinauf, betritt den Tempel, schaut in die tausend Spiegel, sieht tausend Hunde, bekommt Angst und knurrt. Mit eingekniffenem Schwanz verlässt er den Tempel in dem Bewusstsein:
Die Welt ist voller böser Hunde.

Kurze Zeit später kommt ein anderer Hund in den gleichen Tempel.
Auch er steigt die Stufen empor, geht durch die Tür und betritt den Tempel der tausend Spiegel. Er sieht in den Spiegeln tausend andere Hunde, freut sich darüber und wedelt mit dem Schwanz. Tausend Hunde freuen sich mit ihm und wedeln zurück. Dieser Hund verlässt den Tempel in dem Bewusstsein:
Die Welt ist voller freundlicher Hunde.

Nasrudin in Indien

Mulla Nasrudin bereiste Indien. Vor einem Tempel sah er eines Tages einen meditierenden Yogi sitzen. Der Mulla nahm sich vor, von dieser eindrucksvollen Gestalt etwas zu lernen, und begann ein Gespräch, indem er den anderen fragte, wer er sei und was er mache.

»Ich bin ein Yogi«, sagte der Angesprochene, »und ich verbringe meine Zeit damit, mich um die Harmonie mit allen lebenden Wesen zu bemühen.«

"Bitte gestatte, dass ich mich zu dir geselle", sagte der Mulla. "Es ist so, wie ich es erwartet habe, wir haben einiges gemeinsam. Ich fühle mich von deiner Gesinnung stark angezogen, weil ein Fisch mir einst das Leben gerettet hat."

"Wie wunderbar und bemerkenswert", sagte der Yogi, "es wird mir eine Freude sein, dir unsere Gemeinschaft zu gewähren; denn in all den Jahren, in denen ich mich der Sache der Tiere gewidmet habe, bin ich noch nie gewürdigt worden, eine so innige Vereinigung mit ihnen zu erreichen, wie du. Er rettete dein leben! Dies erweitert und bestätigt unsere Lehre, nach der das ganze Tierreich miteinander verbunden ist." So setzte sich Nasrudin für einige Wochen mit dem Yogi zusammen, betrachtete seinen Nabel und lernte verschiedene merkwürdige körperliche Übungen.

Schliesslich fragte der Yogi ihn: "Nachdem wir jetzt besser miteinander bekannt sind, und wenn du dich in der Lage siehst, so teile mir doch bitte deine hohe Erfahrung mit dem lebensrettenden Fisch mit; ich würde mich dadurch mehr als geehrt fühlen."

"Dessen bin ich mir nicht so ganz sicher", sagte der Mulla, "nachdem ich inzwischen mehr von deinen Gedanken kennengelernt habe."Aber der Yogi drängte ihn es zu erzählen, mit Tränen in den Augen nannte er ihn "Meister", und legte seine Stirne vor ihm in den Staub."Nun gut, wenn du darauf bestehst", sagte Nasruddin, "wenngleich ich nicht sicher bin, ob du bereit bist - um deine Sprechweise zu gebrauchen - für die Enthüllung, die ich zu machen habe.

Zweifellos hat ein Fisch mein Leben gerettet. Ich war am Verhungern, als ich ihn fing.
Er versorgte mich drei Tage lang mit Nahrung."

aus dem Buch: Idries Shah: Die Sufis.Botschaft der Derwische(Kapitel 4: Die listigen Streiche des Mulla Nasrudin)

Fremde Gedanken & Negative Kräft

Ein junger Kabbalist kam einst zum Rabbi mit einem P roblem: »Ich vermag nie, mich ganz auf die Einswerdung zu konzentrieren. Fremdartige Gedanken & Negative Kräfte überkommen mich, beunruhigen meinen Geist und stören meinen Seelenfrieden. Wie kann ich sie nur unter Kontrolle bringen, mich vor ihnen Schützen?« »Diese “ fremden Gedanken & Negativen Kräfte”, von denen du sprichst«, fragte der Rabbi milde, »sind es denn nicht deine eigenen schöpfungen...?