Der Pilger war außer sich, sprachlos und verblüfft: Er sah hundert Weltalle, Ozeane über
Ozeane von brodelnden Wassern; sie alle waren auf der Suche nach Gott, alle hineingerissen in
den Sog Gottes. Er siebte die Erde der Welt und warf Intelligenz, Zweifel und Aporie
beiseite. Er siebte die Erde der Welt hunderttausende von malen und legte ebenso viele male die
gewonnene Perle auf die Werkbank nieder. Schließlich erhielt er Hilfe von Gott: Als er so am
Sieben war, trat ein Weiser vor ihn hin, eine Sonne, die beide Welten erleuchtete; die auf dem
Weg eine Unzahl von Sternen versammelte; in der Welt und außerhalb der Welt, im Zentrum
und außerhalb des Zentrums; sesshaft und ständig auf der Reise; unsichtbar und immer
gegenwärtig; eine Sonne, welche die beiden Welten mit Licht durchflutete, erschreckt über den
eigenen Glanz; eine rote Flamme auf dem Weg; ein riesiges Herz wie der grüne Ozean. Wer aus
dem Staub seiner Schritte keinen Kajal macht, der soll verderben, ob er rein sei oder unrein!
O
Sohn, der Pfad ist lang und voller Fallgruben; der Reisende braucht einen Führer. Wie findet der
Blinde sich ohne Stock zurecht? Es gibt keinen Weisen, sagst Du? Bitte, suche wie wild. Denn
wenn es auf der Welt keinen einzigen Weisen gäbe, würde sich die Erde erheben, und die Zeit
würde stillstehen. – Kurz und gut, als der Pilger den Weisen antraf, den Führer auf dem Weg,
warf er sich ihm zu Füßen. Seine Seele überquoll vor lauter Freude; aus tiefster Überzeugung
befestigte er den Ring der Knechtschaft an seinem Ohr. Hunderttausend Rosenknospen
entfalteten sich im Rosengarten seines Herzens. Die Gnade brachte ihm Verzückung, die
Gottlosigkeit wich, der Weg öffnete sich.Der Weise sagte zu ihm: Wegelagerer auf dem Weg
lauern im Hinterhalt; schlafe nicht ein, tue, was dir gesagt worden ist.
Der Pfad ist lang; Sohn,
sei wachsam! Spar den Schlaf bis zum Grab auf, halt Wache! Jedem ist eine Aufgabe
zugewiesen; viele haben solche Qualen durchgemacht. Hüte dich davor, dich auf dieser langen
Reise durch ein Nichts aufhalten zu lassen. Da, wo du stillstehst, wirst du kraftlos für immer
bleiben. Zerrissenheit und ein Brennen in deiner Brust sollen dir Befehle sein; in deiner Seele
soll dieses Echo des Korans wie die Nachtigall singen. Gehe unbeirrt vorwärts, strenge dich an,
sei wachsam! Trage die Bürde, iss den Dorn, spitze die Ohren. Der Pilger entbrannte wie ein
von Leidenschaft gepackter Liebhaber. Er entledigte sich der Überschwänglichkeit und der
Melancholie und tauchte nackt in den Ozean. Er gab Klagen und Dankbarkeit auf und machte
sich auf den endlosen Weg.
*Attar
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen