Verschmelzung

...Das Maß einer Verschmelzung hängt vom Maß der Ähnlichkeit der Eigenschaften ab.

Auf diese Weise verstehen wir, wie gerecht die Worte der Weisen waren, die erklärten, dass das Geschriebene "und mit Ihm zu verschmelzen" - die Verschmelzung mit Seinen Eigenschaften ist: "Wie Er barmherzig ist, so sei auch du barmherzig". Und sie verzerrten nicht den Sinn, sondern im Gegenteil, sie deuteten das Geschriebene wörtlich, weil eine spirituelle Verschmelzung überhaupt nicht anders gedeutet wird als "Ähnlichkeit der Eigenschaften". Also verschmelzen wir mit Ihm dadurch, dass wir unsere Eigenschaften den Eigenschaften des Schöpfers angleichen.

 Darüber steht geschrieben: "Wie Er barmherzig ist..." - das heißt: Genauso wie all Seine Handlungen nur darauf ausgerichtet sind, zu geben und dem Nächsten Gutes zu bringen, und keineswegs auf den eigenen Nutzen (denn es mangelt Ihm an nichts, was er ergänzen müsste, und es gibt niemanden, von dem Er empfangen könnte), so sollen auch alle unsere Handlungen zu dem Zweck sein, zu geben und dem Nächsten Nutzen zu bringen. Und darin werden wir unsere Eigenschaften den Eigenschaften des Schöpfers angleichen, was eben spirituelle Verschmelzung (Dwekut) ist.

In ihr gibt es eine Angleichung der Eigenschaften des Stadiums "Mocha" (Gehirn) und "Liba" (Herz). Das Studium der Kabbala für den Schöpfer meint die Angleichung der Eigenschaften in Mocha. Denn wie der Schöpfer nicht an Sich denkt- ob Er existiert, ob Er seine Geschöpfe lenkt, und Er keine Zweifel dergleichen hat, so soll auch derjenige, der eine Gleichheit der Eigenschaften erreichen will, nicht an solche Dinge denken, weil es ihm klar ist, dass der Schöpfer nicht daran denkt. Denn es gibt keinen größeren, qualitativen Unterschied als diesen. Daher ist jeder, der an Solches denkt, zweifellos vom Schöpfer losgelöst, und wird niemals eine qualitative Gleichheit (Ähnlichkeit der Eigenschaften) mit Ihm erreichen.

Davon sagten die Weisen: "Alle deine Taten müssen für den Schöpfer sein, das heißt auf die Verschmelzung mit dem Schöpfer ausgerichtet. Tue nichts, was nicht zu diesem Ziel führt." Das bedeutet, dass der Mensch alle seine Handlungen zu dem Zweck ausführen soll, zu geben und seinem Nächsten Nutzen zu bringen. Dann wird er eine qualitative Ähnlichkeit mit dem Schöpfer erreichen; wie alle Seine Handlungen es sind, zu geben und dem Nächsten Wohl zu bringen, so werden auch alle Handlungen des Menschen nur darauf ausgerichtet sein, zu geben und dem Nächsten Nutzen zu bringen, was eben die volle Dwekut (Verschmelzung) darstellt.

Ist es aber etwa möglich, dass der Mensch alle seine Handlungen zum Nutzen eines Anderen ausführt, denn er muss doch unbedingt arbeiten, um sich selbst und seine Familie zu ernähern? Die Antwort ist wie folgt: Alle Handlungen, die er aus Notwendigkeit ausführt, das heißt, um das Wenige zu bekommen, was zu seiner Existenz nötig ist, unterliegt weder Verurteilung noch Gutheißung, weil dies nicht als ein für sich Selbsttätigsein angesehen wird.
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*Baal HaSulam 
(aus: Artikel zum Abschluss des Buches "Sohar")
Quelle: www.kabbalah.info/sohar

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