Blickwinkel

Mit derselben Bestimmtheit läßt sich sagen, daß alles göttlich ist und daß nichts göttlich ist. Alles hängt vom Blickwinkel ab, unter dem man das Problem sieht. Ebenso läßt sich sagen, das Göttliche ist ein ewiges Werden, wie auch, daß es für alle Ewigkeit unwandelbar ist. Die Existenz Gottes zu verneinen oder zu bestätigen, ist gleich wahr, aber jedes ist nur teilweise wahr, und nur wenn man sowohl die Bestätigung als auch die Verneinung übersteigt, kann man sich der Wahrheit nähern. Darüberhinaus kann man noch sagen, daß alles, was in der Welt geschieht, das Ergebnis des göttlichen Willen ist, aber auch, daß dieser sich in einer Welt ausdrücken und manifestieren muß, die ihm widerspricht oder ihn entstellt; dies sind zwei Einstellungen, die jeweils die praktische Folge haben, daß man sich mit Frieden und Freude allem unterwirft, was kommt, oder im Gegenteil unaufhörlich kämpft, um den Sieg von dem zu erringen, was sein soll. Um die Wahrheit zu leben, muß man sich über beide Einstellungen erheben können und sie verbinden.

*Mira Alfassa

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