Nichts schien mir schöner, nichts machte mich froher, und alle Betätigungen des Tages kamen mir stumpf und grau vor, ohne wirkliches Leben, neben diesem Tun der Nacht, das für mich das wahre Leben war. Oft wenn ich mich so erhob, sah ich zu meiner Linken einen schweigenden und reglosen Alten, der mich mit wohlwollender Zuneigung betrachtete und mich durch seine Gegenwart ermutigte. Dieser Alte, in ein dunkelviolettes Gewand gekleidet, war die Verkörperung - ich erfuhr es später - von jenem, den man den Schmerzensmann nennt. Jetzt überträgt sich die tiefe Erfahrung, die fast unsägliche Wirklichkeit, meinem Gehirn in anderen Begriffen, die ich so umreißen kann: Sehr häufig scheint es mir, am Tage und in der Nacht, dass ich - oder richtiger mein Bewusstsein - insgesamt in meinem Herzen gesammelt bin, das nicht mehr ein Organ, nicht einmal eine Empfindung ist, sondern die göttliche Liebe, unpersönlich und ewig; indem ich diese Liebe bin, fühle ich mich im Mittelpunkt jeden Dinges auf der ganzen Erde leben, und gleichzeitig scheine ich mich in unermesslichen, unendlichen Armen auszubreiten und mit schrankenloser Zärtlichkeit alle Wesen zu umfangen, die sich scharen, zusammendrängen, hinkauern auf meiner Brust, die weiter ist als das Weltall...
Worte sind armselig und ungeschickt, O göttlicher Meister, und mentale Übertragungen sind immer kindisch... Aber meine Sehnsucht zu Dir ist beständig, und in Wahrheit bist sehr häufig Du es und einzig Du, der in diesem Körper lebt, einem unvollkommenen Mittel, Dich zu offenbaren. Mögen alle Wesen glücklich sein im Freiden Deiner Erleuchtung!
*Mira Alfassa, Die Mutter, (*1878 -1973)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen