Er begann das Bild der Göttin Kali als seine Mutter
und die Mutter des Alls anzusehen. Er glaubte
daran, es lebe und atme und nehme Speise aus seiner
Hand. Nach den regelmässigen Formen des Dienstes
mochte er da Stunden und Stunden sitzen, Hymnen
singend zu ihr und zu ihr redend und betend wie ein Kind
zu seiner Mutter, bis er alles Bewusstsein der äusseren
Welt verlor. Zuweilen mochte er stundenlang weinen
und wollte sich nicht trösten lassen, weil er seine Mutter
nicht so vollkommen sehen konnte wie er wünschte . . .
Seine ganze Seele zerfloss in eine Tränenflut und er rief
die Göttin an, sie möge sich seiner erbarmen und sich
ihm offenbaren . . . Eine versammelte Menge umgab
ihn und versuchte ihn zu trösten, wenn das Blasen der
Muschelschalen den Tod eines neuen Tages verkün-
dete, er aber gab seinem Gram freien Laufund sprach:
,, Mutter, o meine Mutter, wieder ist ein Tag vergangen,
und ich habe dich noch nicht gefunden . . ."
Als er an einem Tage seine Trennung von der Göttin
sehr heftig fühlte und daran dachte, sich selbst ein Ende
zu machen, da er seine Einsamkeit nicht länger zu tragen
vermochte, verlor er alle äussere Empfindungund schaute
seine Mutter (Kali) in einer Vision. Diese Visionen kamen
wieder und wieder zu ihm, und er wurde ruhiger . . .
Diese Visionen wuchsen immer mehr und seine Verzückungen wurden immer länger, bis jeder sah, dass es
ihm nicht mehr möglich war, seine täglichen Obliegenheiten zu verrichten.
*( aus: "Mystische Zeugnisse aller Zeiten und Völker" )