Willig


In den letzten zwei Jahren vor seinem Tode verfiel Rabbi Jechiel Michal immer wieder in eine tiefe Verzückung. Er ging dann flammenden Angesichts in seiner Stube auf und nieder, und man sah ihm an, daß er einem höheren Leben mehr als diesem verhaftet war und seine Seele nur einen leichten Schritt zu machen brauchte, um hinüber zu kommen. Darum achteten seine Kinder eifrig darauf, ihn stets zur rechten Zeit aus der Verzückung zu wecken. Einst ging er wie gewöhnlich nach dem dritten Sabbatmahl, das er stets nur noch mit einem seiner Söhne einnahm, ins Lehrhaus und sang Lobgesänge, dann kehrte er in seine Stube zurück und ging auf und nieder. Zu jener Zeit war niemand bei ihm. Da hörte seine Tochter, die an der Tür vorbeikam, ihn im Gebet Mal um Mal wiederholen: „Willig schied Mose ab.“ Bestürzt rief sie einen ihrer Brüder herbei. Als er eintrat, sah er den Vater auf dem Rücken am Boden liegen und hörte ihn das letzt Wort des Bekenntnisses „Einer“ mit versagenden Lippen flüstern.

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