Die Sufis machen öfter darauf aufmerksam, dass die den Autoritätspersonen entgegengebrachte Achtung oft ein Produkt von Gefühl, Propaganda oder schlechter Beobachtung darstellt. Hilali, der im 16. Jahrhundert lebende Lehrer von Samerkand, pflegte diese Lehre mittels unmittelbarer Darstellung zu veranschaulichen. Es wird von volgenden Vorfällen berrichtet:
Hilali, von fünf seiner Schüler begleitet, befand sich auf einer Reise quer durch Zentralasien. Als sie Balkh erreichten und ihnen eine Deligation der bedeutendsten Leute der Stadt entgegenkam, um den Meister zu begrüßen, sprach Hilali zu Jusuf: „Sei du der Meister“ Jusuf wurde empfangen und geehrt. Bald gab es Gerüchte über Wunder, die er vollbracht habe, indem er sich mit gewissen Kranken unter demselben Dach befand. „Das ist das, von dem die Leute glauben, dass es das Derwischtum sei; wir aber wissen, dass dem nicht so ist“, sagte Hilali.
In Surkhan betraten die Gefährten, alle gleich gekleidet, die Stadt. Keiner hatte den Vortritt. „Welcher ist der große Meister?“, fragte das Oberhaubt der Stadt. „Ich bin es“, erwiederte Hilali. Sogleich warfen sich die Leute auf die Knie und riefen: „Wir erkannten ihn an dem Licht in seinen Augen.“ Hilali sprach zu seinen Gefährten: „Zieht eine Lehre daraus“.
Als sie Kandahar erreichten, wurde ihnen von Sardar, dem Oberhaupt, ein Gastmahl geboten, bei dem sich alle im Kreis niedersetzten. Hilali hatte angeordnet, dass man ihn als Geringsten der Jünger behandeln solle, Jafar aber als den Meister. Nun sprach aber Sardar, das Oberhaupt: „Wahrlich, dieser Geringste eurer Gefährten leuchtet mit innerem Licht, was auch immer ihr von ihm sagen mögt, ich betrachte ihn als das magnetische Zentrum des Zeitalters.“ Alle begrüßten Hilali, der anerkennen musste, dass Sardar – obwohl er ein Herrscher war – auch die Fähigkeit besaß, jene Dinge wahrzunehmen, deren die Menschen nicht gewahr werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen