Das gewöhnliche Leben

Das gewöhnliche Leben ist ein Kreislauf verschiedener Wünsche und Begierden. Solange ihr von ihnen in Anspruch genommen seid, kann es keinen bleibenden Fortschritt geben. Es muß ein Ausweg aus die-sem Kreislauf gefunden werden. Nehmen wir zum Beispiel die allgemeinste Beschäftigung des täglichen Lebens: Die Leute denken beständig daran, was und wann sie essen werden und ob es auch genug sei. Um diese Begierde zu überwinden, müßt ihr im Wesen eine solche Gelassenheit entwickeln, daß ihr dem Essen gegenüber völlig gleichmütig seid. Bekommt ihr etwas zu essen, so nehmt ihr es zu euch; wenn nicht, so macht euch das nichts aus.

Vor allem aber denkt ihr nicht dauernd daran. Ihr dürft auch nicht negativ darauf sinnen. Sich damit beschäftigen, Mittel und Methoden der Enthaltsamkeit zu erfinden, wie es die Asketen tun, heißt von dem Essen beinah ebenso in Anspruch genommen sein, wie wenn man gierig davon träumt. Nehmt eine Haltung des Gleichmuts ein, das ist die Hauptsache. Entlaßt die Vorstellung des Essens aus eurem Bewußtsein, meßt ihm nicht die geringste Bedeutung bei. Das alles wird ganz einfach, sobald ihr mit eurem seelischen Wesen in Fühlung kommt, der wahren Seele in euch. Denn dann spürt ihr sogleich, wie unwichtig diese Dinge sind und daß es nur auf das Göttliche ankommt. Im Seelischen weilen heißt, über alle Gier hinausgehoben zu sein.

*Mira Alfassa (die Mutter) 

Quelle: GESPRÄCHE 1930-31

Link: https://aurobindo/gespräche_1930-31.pdf



 

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