Den inneren Gott wahrnehmen


„Ich möchte, daß ein jeder von uns dahin gelangt, wo er den inneren Gott wahrnehmen kann, der auch im verdorbensten menschen wohnt. Statt diesen zu verdammen, sollten wir sagen: ‚Steige auf, du strahlendes Wesen, das für immer rein ist und weder geburt noch tod kennt, steige auf, du Allvermögendes, und offenbare deine natur!'"Folgen wir diesem schönen rat, und wir werden sehen, wie alles um uns sich wie durch ein wunder verwandelt. So verhält sich wahre, bewußte und klarsichtige liebe, jene liebe, die hinter die erscheinungen zu blicken und trotz der worte zu verstehen weiß, liebe, die durch alle hindernisse hindurch dauernd mit den tiefen in verbindung steht. Was wiegen unsere impulse und begierden, ängste und gewalttätigkeiten, unsere leiden und kämpfe, all diese persönlichen wechselfälle, die unsere ungeordnete einbildungskraft ungebührlich dramatisiert — was wiegen sie gegen diese große, erhabene, göttliche liebe, die sich aus der innersten tiefe unseres wesens über uns neigt und uns die schwächen nachsieht, die irrtümer berichtigt, die wunden heilt und unser ganzes wesen in ihren neubelebenden fluten badet?

Denn die Gottheit im innern drängt sich niemals auf, stellt nie einen anspruch, droht nie; sie bietet sich dar, sie gibt sich selbst, verbirgt und vergißt sich im herzen der wesen und dinge; sie tadelt keinen, urteilt, verwünscht und verdammt nie, sondern arbeitet unaufhörlich daran, ohne zwang zu vervollkommnen, ohne vorwurf wiedergutzumachen, ohne ungeduld zu ermutigen und jedermann mit all den schätzen zu bereichern, die er empfangen kann; sie ist die mutter, deren liebe gebiert und nährt, wacht und schützt, rät und tröstet; weil sie alles versteht, erträgt sie alles, entschuldigt und verzeiht alles, erhofft alles, bereitet alles vor. Weil sie alles in sich trägt, hat sie nichts, was nicht allen gehört, und weil sie über alle regiert, ist sie dienerin von allen; darum werden alle, ob groß oder klein, die mit ihr könige und in ihr götter sein möchten, gleich ihr keine despoten, sondern diener unter ihren brüdern. Wie schön ist diese demütige rolle des dieners, diese rolle all derer, die offenbarer und künder des Gottes waren, der in allen ist, der göttlichen Liebe, die alle dinge beseelt ... Und bis wir ihrem beispiel folgen und wie sie wahre diener sein können, laßt uns von dieser göttlichen Liebe durchdrungen und gewandelt werden, und stellen wir Ihr rückhaltlos dies wundervolle werkzeug unseres stofflichen organismus’ zur verfügung! Sie wird es auf jeder ebene des wirkens sein bestes leisten lassen.

Um zu dieser umfassenden weihung unserer selbst zu gelangen, sind alle mittel gut, haben alle methoden ihren wert. Auszuharren im willen, das ziel zu erreichen, ist das einzige wirklich unerläßliche. Dann werden alle studien, in die man sich vertieft, alle taten, die man vollbringt, alle menschen, denen man begegnet, uns einen hinweis, eine hilfe, ein licht brin- gen, die uns weiterführen auf dem weg.

*Mira Alfassa

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