Wenn das "geheime, friedliche und liebende Einströmen Gottes" auf kein Hindernis trifft, wenn man ihm "Raum gibt", entflammt es die Seele mit Liebe. *Johannes vom Kreuz (Juan de la Cruz) (1542 - 1591)


"Herz, worauf wartest du? Lieben kannst du sofort!"

"Meine Seele ist losgelöst von jedem geschaffenen Ding, und über sich selbst erhoben, und in einem köstlichen Leben, allein auf ihren Gott gestützt."

"In der liebenden Seele gibt es eine Skizze der Liebe, die das Bild des Geliebten so komplett und lebendig wiedergibt, daß man – wenn die Vereinigung in Liebe vollzogen ist – wirklich sagen kann: Der Geliebte lebt im Liebenden und der Liebende im Geliebten. Solch ein Ähnlichwerden bewirkt die Liebe durch die Überformung der Liebenden, daß der eine der andere ist und daß beide eins sind."

"Der einsame Vogel hat fünf Eigenschaften: Die erste, daß er zum höchsten Punkt fliegt; die zweite, daß er keine Gesellschaft erträgt, auch wenn sie von seiner Art ist; die dritte, daß er den Schnabel in den Wind hält; die vierte, daß er keine bestimmte Farbe hat; die fünfte, daß er lieblich singt. Diese Eigenschaften muß auch der kontemplative Mensch haben."

"Die Seele spricht hier im Gleichnis eines Schläfers, der mit einem tiefen Atemzug erwacht... Es gibt viele Arten des Erwachens Gottes in der Seele. Wollten wir alle aufzählen, kämen wir an kein Ende. Aber dieses Erwachen des Gottessohnes gehört aus meiner Sicht zu den größten und erhabensten Gnaden, die einer Seele zuteil werden können. Denn das Wort regt sich im Seelengrunde mit einer Kraft, Macht und Herrlichkeit und mit einer so alles durchdringenden Süße, daß die Seele meint, alle Blumendüfte und Wohlgerüche der Welt durchströmten sie und die Lieblichkeit bewege die Reiche und Mächte der Erde und des Himmels."

"Einige dieser Anfänger im geistlichen Leben verfehlen sich durch eine andere Art geistlichen Zorns. Sie geraten in Erbitterung und in einen gewissen stürmischen Eifer wider die Fehler anderer; sie beobachten andere und es erfaßt sie oft eine heftige Anwandlung, sie mit Entrüstung zu tadeln. Sie tun dies auch manchmal und benehmen sich, als ob sie Meister der Tugend wären. Dies alles aber ist ein Verstoß gegen die Sanftmut des Geistes."

"Das Band der Freundschaft kann nur bestehen zwischen Seelen, deren Gottesliebe glühend ist wie die lohende Flamme, rein wie Kristall, keusch wie das Licht."

"O süße Liebe Gottes, die wenig nur bekannt ist! Wer zu ihren Adern fand, hat seine Ruhe gefunden."

"Wer außer Gott nichts anderes will, der wandelt nicht im Finstern, mag er sich auch für den Unwissendsten und Ärmsten unter den Menschen halten."

"Wer sich von seinem Streben nicht fortreißen läßt, wird wie der Vogel, dem keine Feder fehlt, im Geiste mit Leichtigkeit davonfliegen."

"Seit ich mich auf das Nichts eingestellt habe, fehlt mir nichts."

*Juan de la Cruz (1542 - 1591), eigentlich Johannes vom Kreuz, spanischer Mystiker

http://www.hoye.de/mystik/kreuz.pdf 



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