Sperling

Du wohnst in meiner Seele immer drinnen;
ich bin die Schale, Du der Kern tief innen.
Das Herz 'Attars ward voller blut'ger Wunden,
bis er die Einung mit dem Freund gefunden.
Nichts will ich, Liebster, als Dich zu beschreiben,
und dann allein mit Deiner Liebe bleiben.
Willst Du allhier mir diesen Wunsch versagen,
so werde über Deine Hand ich klagen.
Durch Deine Gnade gabst Du Hoffnung mir -
vereine mich in Liebe nun mit Dir!
Vereinigung nur wünsche ich von Dir,
daß Herz und Seele leuchten dann in mir.
Du bist die Sonne, und in Deiner Nähe
bin ich wie Schatten, wenn ich bei Dir stehe.
Nein, auch den Schatten machst du noch zunicht,
wenn Du verströmst, o Herr, Dein ew'ges Licht!
In stetem Hoffen ward zu Blut mein Herz,
in stetem Hoffen ruhelos, voll Schmerz.
Ich bin dem niedern Selbst ja so verfallen -
ein kleiner Sperling in des Falken Krallen!
Du mögest mich  vor diesem doch bewahren -
ach, laß mich Deinen Anblick nur gewahren!
Daß ich den Schmerz der Liebe trank - Du weißt es!
Und Tag und Nacht darin versank - Du weißt es!
Ich klage laut in Deiner Liebe Schmerz,
 denn immer bleibt im Strudel Blut mein Herz.
Du mögest mich von diesem Schmerze heilen -
laß mich aus Güte nicht alleine weilen!
Du weißt: ich habe nichts als Dich erlesen -
besitze nichts, o Seele, als Dein Wesen.
In dieser Welt und jener hab' ich Dich,
Du Ziel von allem hier und dort für mich!
Oh Herr, verwirrt, verstört ist mein Gemüt,
da es im Feuer Deiner Liebe glüht!
Vor Sehnen ward mein Herz zu Blut - Du weißt es!
Laß mich vergehn! Oh höchstes Gut - Du weißt es:
Dein Bleiben ist am Ende mein Vergehen,
und Du wirst stets auf Teil und Ganzes sehen.
Du bist ja ewig - ich kann es nicht sein!
Ich werd vergehen - und Du bleibst ganz Allein!

*F. Attar


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