Zu Zeiten gleicht mein Zustand einem Traume.
Meine Augen schlafen, aber mein Herz ist wach;
Eure Augen sind wach, doch euer Herz schläft fest,
meine Augen sind geschlossen, und mein Herz ist am
offenen Tor. Mein Herz hat seine eignen fünf Sinne;
diese Sinne meines Herzens erfahren die beiden Welten.
Ein Schwächling wie ihr soll mich nicht rügen; was euch
Nacht scheint, ist mir lichter Tag, was euch Kerker scheint,
ist mir ein Garten, mühsamstes Tun ist mir Rast. Eure Füsse
sind im Schlamm, mir wandelt sich der Schlamm in Rosen,
die Leichenklage eures Ohrs ist mir die Hochzeitstrommel.
Auf Erden scheine ich zu sein, mit euch im Hause zu weilen,
und steige indes wie Saturn zum siebenten Himmel auf.
Nicht ich bin euch hier zugesellt, es ist mein Schatten. Meine
Erhebung übersteigt eure Gedanken, denn ich habe das
Denken überstiegen. Ja, ich bin dem Bereich des Denkens
enteilt. Ich bin Herr des Denkens, nicht von ihm beherrscht,
wie der Baumeister der Herr des Baues ist.
Alle Kreaturen
sind dem Denken unterworfen; darum sind sie traurig im Herzen
und kummervoll. Ich sende mich als Botschaft zum Denken
und entspringe ihm wieder nach meiner Lust.
Ich bin wie der Vogel des Himmels, das Denken wie die Fliege,
— wie kann die Fliege mir helfen wollen ?
*Rumi
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