Die liebende Seele, die alles liebt, was Gott liebt, und alles haßt,
was Gott haßt, hat ein Auge, das Gott erleuchtet hat. Damit sieht sie
in die ewige Gottheit, wie die Gottheit mit ihrer Natur in der Seele gewirkt
hat. Er hat sie gebildet nach sich selbst, er hat sie eingepflanzt in sich selbst,
er hat sich mit ihr allermeist vereint unter allen Kreaturen. Er hält sie
in sich beschlossen und hat seiner göttlichen Natur so viel in sie ergossen,
daß sie nicht anders sprechen, denn dies: daß er in aller dieser
Einung mehr denn ihr Vater ist.
*Mechthild von Magdeburg (*1210, †1285)