Der Falter sprach zur Kerze

"Der Falter sprach zur Kerze: "Wirst du wohl meine Geliebte sein ?" Sie sprach: " Wenn du qualvoll von mir verzehrt worden bist! Geh mitten ins Feuer hinein und verbrenne ganz und gar, wenn du in meinem Schoß sein willst!"

---------------------------------------------------------------------

"Als die Kerze dem Falter ihre Schönheit darbot, kam der Falter schnell herbei aus Sehnsucht nach ihr. Die Kerze sprach zu ihm: "Was ist geschehen?" Er sprach: "Ich bin gekommen, um ganz und gar Du zu sein, doch kann es nicht!"

---------------------------------------------------------------------

"Jedes Herz, mannhaft in der Liebe zum Geliebten, verbrennt sich selbst wie ein Falter. Wielang noch diese Vorwände ? Verbrenne wie der Falter! In der Liebe Vorwände zu suchen, ist eitles Geschwätz."

---------------------------------------------------------------------

"Die Menschen sind wie drei Falter vor einer Kerzenflamme. Der erste ging nahe heran und sagte: "Ich weiß Bescheid über die Liebe." Der zweite streifte die Flamme mit seinen Flügeln und sagte: "Ich weiß wie sehr die Flamme der Liebe brennt." Der dritte warf sich mitten in die Flamme und wurde verzehrt. Nur er weiß, was die Liebe ist."

---------------------------------------------------------------------

Ich sprach: "Herz und Seele gab ich für dich hin. Alles was ich besaß, ich gab es für dich hin." Er sagte: "Wer bist du, daß du das tust oder auch nicht ? Denn Ich war der, der dich ruhelos nach mir machte."

*Fariduddin Attar  (1136 - 1220)

--------------------------------------------------------------------- 

„Der Fisch kann im Wasser nicht ertrinken, der Vogel in den Lüften nicht versinken. Das Gold ist im Feuer nie vergangen, denn es wird dort Klarheit und leuchtenden Glanz empfangen. Gott hat allen Kreaturen das gegeben, dass sie ihrer Natur gemäß leben. Wie könnte ich denn meiner Natur widerstehen? Ich muss von allen Dingen weg zu Gott hingehen, der mein Vater ist von Natur, mein Bruder nach seiner Menschheit, mein Bräutigam von Minnen, und ich die Seine ohne Beginnen. Meint ihr, ich würde diese Natur nicht fühlen? Gott kann beides: kräftig brennen und tröstlich kühlen!”

*Mechthild von Magdeburg (aus: "Das fließende Licht der Gottheit")