Der Taube
Der Enkel des Baal Schem Tov, erzählte: "Ich habe von meinem Großvater gehört: Ein Fiedler spielte einst mit solcher Süßigkeit, daß alle, die es hörten, zu tanzen begannen, und wer nur in den Hörbereich der Fiedel gelangte, geriet mit in den Reigen. Da kam ein Tauber des Weges, der nichts von Musik wußte, dem erschien, was er sah, als das Treiben Verrückter, ohne Sinn und Geschmack."
Die Verzückung
Als Rabbi Levi Jizchak am Morgen des Hüttenfestes in die Lade langen wollte, in der der Paradiesapfel und der Strauß aus Palme, Myrte und Bachweide auf den Segen warteten, stieß er die Hand durch den Glasdeckel und merkte nicht, daß sie verletzt war. Als er am Chanukkafest die heiligen Kerzen brennen sah, mußte er mit der bloßen Hand in die Flammen greifen und spürte es nicht. Am Purimfest tanzte er beim Segen vor der Vorlesung des Buches Esther auf dem Pult und schier auf der Schriftrolle selbst. Als er Wasser zum Backen der Mazzot schöpfen wollte, verzückte ihn die heilige Pflicht so sehr, daß er in den Brunnen fiel. Als er beim Seder die Worte "Dieses Matza" sprach, warf er sie vor Begeisterung unter den Tisch und riß ihn mitsamt der Sederschüssel, den Mazzot und dem Wein um, daß man alles von neuem herrichten mußte. Er zog den neuen Kittel an, den man ihm reichte, und sagte, wie jemand, der sich an einer köstlichen Speise erquickt: "Ah! Ah! Diese Matza!"
* (aus: "Die Erzählungen der Chassidim" - Gebundene Ausgabe: 848 Seiten - Manesse-Verlag)